19
Feb
2018

Groovy Kokett

LUCA Wunderste dir, Alice, wie det Eis schmilzt, im Wunderland jewinnt de Ukraine und la Franze mit nem Boléro-Briten vereint für Germany, nee, ich bin ja blöd, det is Europa, Europa interessiert se nich, is det nich wunderschön, Jold interessiert se nich, sach ma, löst sich det uf, de Grenzen, und wirste nich schwindelig, wat die mit Herzblut ine Luft zwirbeln, Jold für Germany im dritten Anlauf, det Mädchen, was die rackert, volle Kanne une janze Welt is hin und wech, sacht se doch, det is nich ejal, wer det is woher, sacht se, wer det is, woher det is, für wen denn, mach det ma, guck ma Helene Fischer, die is aus Sibirien, woher denn, wenn et dir ans Herze jeht, wenn det janze stimmich is, det och noch, sacht se, aber det haste ja verlernt, nimmste Bayern München, einfach nur ma det Janze sehn, wech vom Personal, nee, nee. Son Jold nix wert, hör doch auf. Brauchste dir nich wundern, machste Kopfrechnen, wählste einfach, was de vom Koppe eijentlich nich willst, det Minusdings, Minus ma Minus jibt wat Positives, so haben sich det de Franzosen och jedacht jejn de Pentante, so musste jetze rechnen mit de SPD für Germany. Volle vier, det wird nix mehr, volle zwee Jahre, jawoll, det krichste hinne und braust dir dabei ordentlich wat Neues zusammen, wat det Land jetz braucht, wa. Haste jestern det Dingens über de Jesundheits, det kannste knicken, Koalitionsvertrach, wenn se det nich unterschreiben können, die Jusos, det kannste verstehen, haben se ja recht, aber de Plan B, weeste, det braucht verdammt noch eins Zeit, sone neue Bejewung uf Schwung zu kriejn, wirste sehn, wenn de Verstand zusammen jeht von rechts un links. Wählste n letztes mal SPD, wählste groovie kokett, GroKo, det is zumindest ma jetze mehr als det große Kotzen, is aus aktuellem Anlass keene Grollkolonne, nee, nee, och keene grottige Kopie, hör mir uf mit dem Jesülz von Jestern, Jobs für de groovy Kohlekumpel, weeste, det muss her, spätestens in zwei Jahren, det sach ich dir, da stehste neu sortiert ine Bejejung, det kannste nich von jetz uf. Jibt keen eijenen Nachwuchs hier, keen Nachwuchs, hör doch auf, det is allet Berechnung, jawoll, det is keen Wunder, nee, die rechnen sich links un rechts ne dolle Karriere wat vor, lassen sich einbürjern, na und, wenn´s jut fürs Herz is, wat jut fürs Herz is, kann für de Nation nich schlecht sein, wat willste denn, sonst verbrennen se dir hier alternativlos det Wunder runter vone blaue Europafahne, aba janz fix biste denne wech vone Freiheit, zockeln de Firmen knallhart ab, det globste aba, denne siehste nur noch schwarz denne, stehtse lieba aufm 16. Platz unter ferner liefen, wa, aber Hauptsache, wat is denn wat Eijenes, hör doch uf, de Wald in Deutschland jekoft vone Chinesen, keen eijenen, nee, eijenen wat denn von was, koch du ma wat Eijenes, immer det jekaufte Zeuchs DosenBillichschitt von Buxtehude, weiß keen Kuckuck, wo se det Zeuchs brauen, jawoll, det kaufst du ein, koch ma wat ausm eijenen Jarten, is ihr zu viel Arbeit, sacht se, det lohnt sich nich richtich, sacht se, Joldmedaille nix wert, hallo, aufwachen, haallo, guckt se. In zwei Jahrn is de janze Spuk vorbei, hat sich de Parteienlandschaft in janz Europa neu aufjestellt. Früher warn dat auch ma zwei unterschiedliche Disziplinen, hieß dat auch ma Paarlaufen und Eistanz, jetzt tanzen de Läufer. Aber wer sieht det denn, de Madame steht schon verewigt im Spielzeuchwunderland, jenau. Steigt de dicke Engel vone Boeing und de Kanzlerin wartet unten mit m roten Blumenstrauß, de Sonnenblumen klebn danebn uf de Erde, allet für de Touristen, allet mit janz viel Herz jebaut da im klitzekleinen Wunderland, fährt de janze Welt nach Hamburch ine Speicherstadt, stehste mitten drin inne falsche Welt, det wolln de Leute heute, de janze Pippilangstrumpf -Welt in Klitzeklein, wat jroßet Komplexet, det kricht ja kaum noch eina ine Birne, aba lütte Plastiksonnenblumen aufm Boden, det weckt Heimatjefühle, wa, auf die Idee musste erst ma, doll, kilometerweit für so wat Schlange stehn, schöne neue Welt, von sone Bejeisterung kann de Wahlbeteiligung, hör doch uf, wer guckt denn Eislaufdingens, jibet europäischet Jold für Germany, na und, das ich sowat sage, das ich so wat sage, hättste nich von mir, na und, der Mensch kann sich, kann ich, nix kann ich, nee, nix traut se einem immer noch nix zu, n Trauerspiel, wenn Papa das wüsste, was hier los ist, Junge, Junge. Personalproblem, wenn ich dat schon höre, gutes Personal, kommt jetzt bei de Merkel de Knarrenbauer, wie man so heißen kann, Karrendings Krampf, kann sich keine Sau merken, Frau Doppel-K, besteht se auf ihrm überflüssigen Langnamen und will die will doch de Bundesländer zusammenlejn, die hat doch janz konkrete Sparpläne, Länder zusammenlegen, is ja richtich, soll se ma och ihren Namen zusammenlejn, machen doch de Landesfürsten wieder nich mit, wa. Die K-Frau da, die jeht jetz nach Berlin, und det Malu Balu is de einzije Rettung für de SPD jetze. Dschungelbuch. Versuch´s ma mit Jemütlichkeit. Det musste im Hinterkopf haben, Tür an Tür, für de nächsten zwei Jahre Bundeswunderland.

LUCA Nee, nee, de SPD kannste ja nu wirklich nich mehr retten. ANITA Is doch eh egal, macht doch jeder in Europa ne neue Bewegung auf. CHRISTL Wird auch Zeit. LUCA Geht de letzte Verstand im Land zusammen, wa. FRANZI Nennt sich dann DMD, die Mitte Deutschlands. ANITA Ach, Mitte ist doch nicht mehr cool. German Revolution Next Generation, GRNG, nach der Wende endlich mal wieder ne richtige Revolution. Geil ist das, so geil. LUCA Wat hatse denn, nur weil et rechts un links nich mehr, nee, nich wirklich wa, nur weil jetze keen Zoff mehr ine Flügelfrontenkrich da, weil allet löst sich uf un ufjespalten, da kommt se schon in Ekstase, is ja janz doll, Ekstase, weil de Lindner lobt det grüne Ziel, lest ma Habeck, sacht er. FRANZI Dass ein deutscher Politiker öffentlich zur Lektüre auffordert. LUCA Flippste aus, wa, det is nämlich ma wat Großes, verstehste, ma nich billich nachsülzen, sondern Lob. CHRISTL (steht auf und geht) LUCA Weißte, ma echt laut anerkennen, wenn einer was richtig sacht, ma richtig zuhörn, egal aus welchem Lager, guckt se, mach det ma, so so pur nach vorn für de Zukunft im Land, egal, woher de kommst, rechts oder links, wat soll der Käse, musste vorwärts machen, machen se zusammen ne neue Bewegung uf. Wat globste, wie schnell det jeht. Weht jetz n anderer Wind. RUTH Vorbeigeschossen, Genosse, triffst den richtigen Ton schon lange nich mehr.


LUCA Jibt nischt mehr zu überlegen, Basis überzeugen, wat is denn de Alternative, hör doch auf. Musste ma übern Jartenzaun nach la Franze guckn, wat der Sozi da wegn de Pentante un dem Macron jesacht hat, det müsste jetze ma einer hier vom Stapel lassen, weißte, von wegen Verantwortung für de Republik, det is en janz Großer is det, de Mister Hamon da, kennste nich mehr, nee, nee, der spuckt auch keene lautn Töne, det hat der jar nich nötig mit seiner dollen Frau, die is ma janz bescheiden selbständig, verdient se bei de französische Luxusmarke viel mehr als ihr Männecken und der is so wat von stolz auf sie, wat denn, kann ich doch sagn, ne junge Hübsche, wat denn, Luxusmarke passt nich zu de Sozis, passt nich zu de Sozis, musste de Sozis au noch von Erfolg überzeugn, hör doch auf, nee, die spielt det nich, nee, nee, die Madame is modern, det klingt, wa, die is keen Alibifrauchen und Präsentierhäschen, nee, nee, det is ma n janz feiner Kerl, der leise Herr Hamon, weißte det nich mehr, der is doch letztes Jahr jegn de Macron anjetretn, war doch die Pentante fast aufm Throne, der hat det erkannt, jibt n janz feinen Unterschied, hat er jesacht, zwischen wat denn, politischer Jegenspieler un Feind vone Republik, musste dich entscheiden, weißte det, jenau det kann de SPD hier nich mehr ausnanderdröseln, so in feinen Nüanzen denken, weißte, det brochste jetze, übern Jartnzaun ans große Ganze denken, Basis überzeugen von wat denn, hör doch auf, Neuwahlen, damit de Dummheit siecht, jenau. Datum hamse doch schon lange jesetzt, weißte nich, 22. April, guckste, nee, die lassen sich det Versabbeln och noch schwer bezahlen, fasste dich an Koppe, Neuwahlen, da wird dann der Lindner aber auspackn, Junge, Junge, det kannste globn, Merkelchen, kann einm ja fast leid tun, war se wieder nur am Moderieren, nich am Dirigieren, die is auf Vermittlung jeimpft, auf de Weltbühne, jawoll, da macht se det großartig, det Mädchen, det Vermitteln zwischen de Alphaaffen, det is doch hier allet n Zirkus jewordn, nee, aber so kleinklein im eijenen Jarten, weeste, da musste richtig ehrlich zupackn, hier zackzack, und nich hü un hott. Un wenn in Deutschland de Dummheit siecht, det willste jar nich sehn, willste dat.

...

ANITA Berlin, Berlin, is auch ma gut jetzt. RUTH Jetzt ist Dschungel. ANITA Genau, da kannste auch wen wählen. FRANZI Wählste Qualität. CHRISTL Ist langweilig. ANITA Wählste billig. ALLE Haste Spaß. LUCA So gemein. RUTH Ruf da mal an. Überwinden lernen. LUCA Nee, nee, Wind hattn wa jenuch, janze Straße voll mit Ziegeln, krichste keine Elementar mehr, wird allet ernster, aber nehmse nich ernst. Aber fürs Kotzen krichste weiter Kohle, un die Republik hat endlich wieder Spaß. CHRISTL Wird auch Zeit. LUCA Ekelei kannste habn, kannste guckn, jetzt is Jemen, det is echt ekelich, da musste dich ma richtig überwinden, de Wahrheit sehn. RUTH Häkelei, als ob man sonst nichts zu tun hätte. FRANZI Meine Rede. LUCA Is auch ma gut jetzt, weißte, keine Ahnung vone Botnik. FRANZI GroKo ist doof. LUCA Ach, jetzt auf einma. ANITA Weiß doch jeder. LUCA Wat willste denn sonst. Was de nich mehr willst, was de nich mehr hörn kannst, jawoll, wa, det weißte janz jenau. FRANZI Deutschland, Land der Dichter und Denker, der Tag wird kommen, und ein Schriftsteller wird deine Geschicke lenken. LUCA Lieber Jott, du ahnst es nich. CHRISTL Wird auch Zeit. RUTH In zwei Jahren sieht die Welt wieder anders aus. LUCA Det och noch. Haste überall Chinesisch. Jawoll. Versemmelt de Welt de Vernunft. FRANZI Ist ja nicht jeder so ohne Vision. LUCA Natürlich, ich bin schuld, weißte. In zwei Jahren, da fließt viel Wasser. Lebste jar nich mehr. Det weißte nich, guckt se. Höchste Eisenbahn, det is jetze. Nur, weil se nach zwei Jahren det Misstrauensdingens durchziehn, oder wo haste det her, Welt sieht anders aus. RUTH Gibt nicht ewig was aus der Erde zu holen. LUCA Mama Schlaumeier, ham wa det och. CHRISTL Kniefall in Demut. LUCA Nee, nee, de SPD kannste ja nu wirklich nich mehr retten. ANITA Is doch eh egal, macht doch jeder in Europa ne neue Bewegung auf. CHRISTL Wird auch Zeit. LUCA Geht de letzte Verstand zusammen, wa. FRANZI Nennt sich dann DMD, die Mitte Deutschlands. RUTH Ruf da ma an. Überwinden. ALLE Lernen.


...

LUCA Weißte, weil de nischt hast im Sack, dann machste sowat Kaputtes gegen de Modernisierung, verstehste, weil de denkst, du bist wech vone Zukunft. Bleibste stecken, allet rückwärts, weil vorwärts, nee, Zukunft, det gib´s ja nich, kannste dir nich leisten, Zukunft. Gibste denen also n paar Märker ine Kralle und was fürs Triebwerk ine Hose, wa, dann läuft dat mit wummwumm. N Dach übern Kopp, was Warmes aufm Herd und im Bette und bummbumm. Die machen dir das. Aber was willstn machen, wenn de zu arm bist, um überhaupt ne Frau zu finden, tja, dann läufst de denen doch mit Kusshand ine Arme. Dat wissen die doch genau, womit se dich ködern können, doof sin die nich, total irr, ja, aber doof sin die nich. Wenn de abgehängt bist vone Zukunft, schießte de Zukunft ab, wa, Futterneid, ich sachet dir. Bummbumm. De letzten Dinge klären, was denn, was denn, was denn. Geh ma hin inne Kirche, Papa gedenken, einmal im Jahr. Du kannst da wohl ma hingehen. Ich will keinen sehn, kannste ma sehn, so gemein. Hier, Engel Gabriel, schöner Engel, dick issa, jaa, hat sich schön vergriffen, Martinsfirlefanz, Schuss in Ofen war das, nix mit Spitzenbesetzung. Letzte Dinge klären, hör doch auf. Haste den Siemens da inna Zeitung, was, stand groß drin, asozial, so verkehren die heute, die feinen Herren von ner Spitze, nee, genauso wie bei Hempels unterm Sofa, schöner Engel, so was anzuschleppen, stehste da. Letzten Dinge klärn mit wem denn, ach hör doch auf, der kleine Lindner da, der hat doch was hat der denn, wirste noch sehen, die da vonna Afdings, da kommen viele wieder zurück, was denn, über 600 sin vor da Wahl vonna FDP rüber zu diesen, ja, weißte nich, die komen wieder zurück jetze, aber sischa, die hat der kleine Lindner alleine wieder im Sack, glaubste nich, nee. Konsequenz zahlt sich am Ende aus, kannste glaubn, nich dieses ewige Rumgeeiere. Ramadan, hier, ma Klartext klärn, kippen se dir hier im Unterricht um, wie heißt det, de-hy-dringsda. Da is nix mit Trinken, nich ma Wasser, wie willstn da, hör mir doch auf mit konzentrieren, volle unterzuckert sinse, da wirste aggressiv, weil biste auf Ramadan, dat is doch nich. Steht, weil is Ramadan, fast jeden Tach der Rettungswagen aufm Schulhof, glaubste nich, weil dir son Kind da umklappt. N Schulkind hat mit Ramadan nix verloren wie n Fußballschtar, guck dir das an, verschiebn se doch ihren Ramadan da ab nach hinten, die ganzen Topschtars vonne Weltliga, die brauchen bei so wat auch wat Ordentliches im Magn, damit se laufen können, damit se was leisten können, richtich so is das, geht alles mit Verschiebn, un wenn de Fußballschtars das dürfn, dann wohl auch n Schulkind, machen se Ramadan inne Ferien rein, in alla Stille, ach, hier wird sich nix ändern, hör doch auf, willste nix ändern, ewig is hier gar nix. Willste dich nich mehr erinnern, klingt so traurig, wa. Die ganzn Toten, nich nur vom Kriege her. Kein Respekt. Guck ma an, für jedn Toten vom letzten Jahr legn se ne Rose aufn Altar, haste nich gesehn. Das haben se früher für Papa nich gemacht. Hat keiner dran gedacht. Hat doch so gestürmt. Sturmopfer, Junge, Junge, junges Ding vom Baum erschlagen, du krichst die Tür nich zu, die ganzn Toten, das kann man nich vergessen. Der letzte Sonntach is das, nimmste n schönes Bild mit in Koppe, für jeden Totn ne Rose, legste jetzt ne Rose für Papa mit hin, traut se sich nich. Das wissen die doch alle gar nich mehr, musste ma wieda aufklären üba so wat wie das läuft mit für de Ewigkeit vergeigt, Wichtigtuer, hör mir doch auf, Zeit is Geld, wo denn noch, für wen, in Ewigkeit Amen, was denn. Könn sich ihre Werbung sonst wohin, kannste Papa mit nich zurückkaufen. Musste ma früher aufwachen, was dat heißt, son Leben, einmalig, son feiner Mensch …Was hat Papa viel gelacht … Is doch Ewigkeitssonntag, son Wahnsinn, Papa könnte noch am Leben sein … ma stille sein … dem ewigen Gebrabbel ma n Ende machen, was denn.


LUCA Abgehängt haben die uns wie ne
ausrangierte Lok. Deutsche Bahn. Wenn ich das schon höre, hör doch auf. Die ganzen Automaten haben die abgebaut, kriegste hier doch keinen Fernfahrschein mehr, nur noch die Regionalen. So machste Regionen kaputt. Was solln hier noch attraktiv sein, kommst ja gar nich mehr von hier her weg. Und n Kiosk am Bahnhof, davon kannste träumen. Samstag is hier alles dicht. Das fängt Freitag um vier an. Schotten runter. Dann kannste hier ne Stunde auf Anschluss warten. Kaiser Wilhelm das war einmal, tolles Gebäude, privat verkauft und nix läuft mehr. Jedes Kind, das hier geboren wird, kriegt n Willkommensgeschenk, weil´s so selten ist, das ist doch nicht mehr normal. Schön schön hier, grüne Wiesen, kannste s Gras zählen. Wenn de hier her ziehst, zahlen sie dir den Umzuch. Lockmanöver. Aber wie willstn hier richtig leben, fünf Minuten lassen se dir noch im Krankendings zur Erstdiagnose, gibt doch noch richtige Menschen, die heulen, die kündigen, die da abhauen, die diesen Mist nicht mitmachen, fünf Minuten für die Erstdiagnose, mehr Zeit können se sich nich leisten, alles Halsabschneider, nennt sich Manager, die wollen doch gar nicht mehr wissen, wen sie vor sich haben, die feinen Ärzte. Junge, Junge. Für die schöne tote Region hockt jetzt n Bestatter im Bundestag. Wenigstens das passt. Nichts anderes heißt das. Futterneid treibt die an die Urne, die ganzen Ausländer, die schon lange hier sind, von wer weiß woher gekommen. Denkste, die gönnen einem noch was? Egal, wer neu dazu kommt. Da gönnt doch keiner einem was. Ausländer für Deutschland, hör doch auf. Die kannste doch nicht wählen. Undankbar. In Köln hat jeder Dritte, hörste das, jeder Dritte kommt mal kam mal nich von hier. Finkenberg, da wo jetzt alle groß zur Wahl gegangen sind, die haben den höchsten Anteil von diesen Migraten da, kein Wunder, was die wählen. Da brauchste dich nicht zu wundern. Die treibt Futterneid an die Urne. Aber das wollen die feinen Herren ja nich hören. Feines Deutschland. Familiennachzug, diskutieren se jetzt über Familie, nee, wenn ich das schon höre, schöne Bundesfamilie. Da thront er doch in seiner Kutsche beim Oktoberfest, lässt sich einfahren wie son König, wissen doch alle Bescheid, Kindersleute. Jo Herrschaftszeiten, hau die hera, samma mehra, das stammt doch von denen. Versteh mich nich falsch, Jack hat auch noch so gesprochen, der hat das noch gelernt, war doch zur Meisterprüfung in München, weißte doch, so ein Bruder, das kommt nie wieder, einmalig, wenn der nich gefallen wäre, was wär das heute fürn Betrieb hier, schöne Familie.

...

Du greifst den Priestern
Mächtig in den Schritt
Zur Heiligsprechung
Kommen sie zu dritt
Unter den langen Mänteln
Nacktes Bein
Dreifaltigkeit heißt
Heimlich eilig einig sein

Wo goldene Kammern
Ihre Gelübde krönen
Verlangen die Kirchenmänner
Nach ihren Söhnen
Ergötzen sich entgeistert
Am eigenen Stöhnen

Du wirst mit Schweigegeld
Zum Date im Dom bestellt
Hast du die Kirchen im Sack
Gehört dir die Welt

Gehört dir die Welt?

28
Jan
2018

EUROPA

eugen gomringer: europa

setzen sie doch einfach neu als titel „europa“ über die avenidas, denn gomringer beschreibt konkret ein allzu bekanntes ureuropäisches gefühl - und flanierende bewunderer sind wir alle: kinder, junge, alte, menschen, die sich noch zeit (für ein lächeln) nehmen. vielleicht ist der generation smartphone der blickkontakt peinlich geworden, sie vertraut dem code eher als ihrem gegenüber - und zeilen, in denen frauen und blumen noch „echt“ erwähnt werden, sind ihnen genauso peinlich wie wörter, die nach wunder klingen. die ganze diskussion um ein paar heitere ortsbeschreibungen ist absurd, da genau diese einfach strukturierten zeilen sehr erfolgreich im grundschulunterricht eingesetzt werden, um kinder an sprache heranzuführen, um schüler zum schreiben eigener gedichte anzuregen, um kreativprozesse im grundschulalter zu aktivieren; immer wieder greifen lehrer auf die schnell erfassbaren avenidas zurück, denn gomringers zeilen inspirieren zu eigenen sprachspielen. das in spanischer sprache verfasste gedicht beschreibt nicht nur ein spanisches lebensgefühl, sondern auch ein französisches, italienisches, kroatisches etc. - die zeilen sind typisch für wien, typisch für münchen, prag, lausanne, kopenhagen, typisch für europa. ein stück nostalgie und unbedingt erhaltenswert. herzlich, msr.

23
Okt
2017

freeD 1-95 // (nicht nur) zum Lutherjahr

freeD 1-95 (nicht nur) zum Lutherjahr //



freeD 1: analysiere das mauersyndrom: die mauer ist, was der fall ist. // freeD 2: frag den wind nach den skorpionen. // freeD 3: besuche sorglos ohne reiseantrag sanssouci. // freeD 4: schenk deinen liebsten dresdner stollen. // freeD 5: sing „freiheit“ beim tränenpalast nicht nur mit marius. // freeD 6: lass dir bei externsteinen und zugspitze nicht vom zwiebelmuster auf den magen schlagen und trink café in der mehlhose. // freeD 7: fahr nicht nur mit alten kameraden auf dem rad durch das alte land. // freeD 8: lies luthers tischreden, bismarcks gedanken und goethes unterhaltungen laut im öffentlichen nahverkehr in görlitz und isenbruch. // freeD 9: philosophiere mit dem wattwurm im november über den anstieg des meeresspiegels in der deutschen bucht. // freeD 10: untersuche in sopron den élysée-vertrag auf zubereitungen von kaffee und salatsauce: warum zählt die französische küche zum weltkulturerbe - warum nicht ein kessel buntes?// freeD 11: iss lübecker marzipan und krämerbrückentrüffel zur buddenbrooks-lektüre beim geteilten himmel. // freeD 12: erinnere dich bei buletten aus thüringer mett an die glücklichste nacht der deutschen geschichte. // freeD 13: hinterfrage die chinesische lösung. // freeD 14: übe täglich qi gong. // freeD 15: steig in die predigtstuhlbahn. // freeD 16: wohne in generationenhäusern in zeitz und mönchengladbach.// freeD 17: übernimm eine deutsche patenschaft fürs leben. wir lieben uns zusammen. // freeD 18: sammle unterschriften für den 9. oktober als schulfreien feiertag unter berücksichtigung von „wir sind das volk“ und „keine gewalt“. // freeD 19: das deutsche grundgesetz umfasst 146 artikel. lies die ersten 19 artikel in quedlinburg und schreib dir dein lieblingsgrundrecht ins herz. // freeD 20: was hat petition mit petting zu tun? // freeD 21: übersetze den satz „die würde des menschen ist unantastbar“ in die sprache, die dein nachbar versteht. // freeD 22: wann sind wir das letzte mal los gemacht? wandere mit rotkäppchen trocken durch königshafen. // freeD 23: überlege beim kniefall: was hat helgoland mit hoffmann von fallersleben und haydn zu tun?// freeD 24: benenne die gemeinsamkeiten von der sehnsucht nach einigkeit mit nikolai und allerlei leipziger einerlei. // freeD 25: male dir aus, was dir zwischen roswitha und otto in den blühenden landschaften blüht. // freeD 26: spiel spion und höre auf das unerhörte. // freeD 27: schreib bei den sandhöhlen barfuß: charlie ist auch ein berliner. // freeD 28: was geht dir an schlagbäumen schwerer über die zunge: transaktionssteuer und hedgefonds oder paneuropäisches picknick, mindestumtausch, passierschein und visumspflicht? // freeD 29: zieh über den feensteig zum baumkronenpfad. // freeD 30: spül die oder-neiße-frage mit spee durch die luftkorridore. // freeD 31: begründe mit blick auf die himmelsscheibe von nebra, wie der untergang der gier zu demut führt. // freeD 32: taufe deinen spieltrabi „benno ohnesorg `67“. // freeD 33: trage die frisur wie rudi dutschke. // freeD 34: träum dich mit beate oder transen in den transitverkehr. // freeD 35: zitiere auf der zeil worte von biermann, wegner, becker, müller, braun, arendt, loest, kunert, schneider, fühmann, fuchs, havemann, kirsch, wolf, hermlin oder heym oder
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...// freeD 36: was bedeutet deine ausbürgerung für köln? // freeD 37: sammle bernstein und lies den spiegel von `89. // freeD 38: denk laut nach über die love parade, bahro, bohley, bürgerrechte und die alternative im turn- und schützenverein. // freeD 39: tanz auf den halligen zu den puhdys den krisentango wie jähn im all.// freeD 40: erinnere dich an buback und seinen fahrer oder an schleyer und seine begleiter.// freeD 41: genieß bei der göltzschtalbrücke das zeitlose altern und brau dir dein bier wie einst kate von bora. // freeD 42: reise mit bananen und zitronen nach münchen, mogadischu und somalia.// freeD 43: feiere die republikflüchtlinge.// freeD 44: höre böll gegen den nachrüstungsbeschluss.// freeD 45: trinke mit deinen mächtigsten wikipedia-freunden auf frieden und abrüstung in erinnerung an den 10. juni 1982 und die gipfelkonferenz in bonn. // freeD 46: 1983 wurden wir grün. staune im grünen gewölbe und bekenne dich vor der semperoper zu den farben der kinder. // freeD 47: wiederhole nach 1987 in jubiläumsjahren das rockkonzert der spechte: „die mauer muss weg“ // freeD 48: berichte in saarlouis und eisenhüttenstadt vom asteroidenkrater aus ries. // freeD 49: übe dich auf der museumsinsel in streitkultur. // freeD 50: die freiheit des glaubens ist unantastbar. remember: mit „ich glaube, das gilt ab sofort“ endete die „zeit des eises“. // freeD 51: am 2. mai 1989 begannen ungarische grenzsoldaten mit der beseitigung des stacheldrahtverhaus an der ungarisch-österreichischen grenze. lerne ungarisch und polnisch. // freeD 52: forsche weiter im fall alfred herrhausen, 1989. // freeD 53: belebe die montagsdemonstrationen in leipzig mit der lerche für freiheit und demokratie weltweit. // freeD 54: wo hängt dein eiserner vorhang? nimm ihn ab. // freeD 55: blick nicht nur von der glienicker brücke ins glück. // freeD 56: gedenke deiner arbeit und helden des 20. juli. // freeD 57: pflanze zitrusbäume im zonenrandgebiet. // freeD 58: lauf den marathon durchs brandenburger tor und grüß die großen schiffe am willkomm-höft. // freeD 59: starte auf der wartburg mit harzer rolle deine toasts auf die freunde fürs leben: und alle so yeah! // freeD 60: wachse bei der barbarine im elbsandstein über dich hinaus. // freeD 61: flieg grenzenlos mit 99 luftballons. // freeD 62: pflege german ingeneering nicht nur wie einst lili marleen. // freeD 63: reite senner pferde. // freeD 64: nimm ein schlangenbad am warmen bach.// freeD 65: besuche das robert koch-institut im gelben sack. // freeD 66: zelebriere den sturz der götterspeise. // freeD 67: grüß die eiserne germania vom roten baron auf dem oktoberfest. // freeD 68: schippere durch den spreewald. // freeD 68: denk zum schwedenbecher an "mach mit, mach´s nach, mach´s besser" mit adi.// freeD 69: besteig mit faust den brocken und sing in jene lebt sich´s bene bei der loreley.// freeD 70: streich deinen putzfimmel am kreidefelsen. // freeD 71: schnack up platt über rheingold nicht nur mit ina.// freeD 72: höre bach und händel im sonderzug mit udo. // freeD 73: spiel nicht den yesterday man, sondern sei die antwort auf dein leben! // freeD 74: analysiere, wie menschen mit aufmerksamkeitsdefizitsyndrom die welt (genetisch) verändern. // freeD 75: nieder mit den halben sachen: hinterfrage, warum man deutschland an den halben gardinen erkennt.// freeD 76: entdecke den agent provocateur der sendeanstalt. // freeD 77: plädiere im proletentoaster für flugfreie tage. // freeD 78: philosophiere über die unmittelbare wahrheit der fotografie. // freeD 79: verzeih pathos. // freeD 80: erfinde eine neue geschichte für pittiplatsch in lummerland. // freeD 81: bereite dich auf ein leben ohne internet und handy vor. // freeD 82: halte ausschau nach dem wetter in offenbach.// freeD 83: entdecke gefühle mit blickkontakt. // freeD 84: schreibe interkulturelle dialoge über den tag des käsekuchens. // freeD 85: bedenke am tag der korruption, was dir wichtiger ist: zeit, zu lieben oder zeit, geschichte zu schreiben? // freeD 86: nicht die tat, sondern das wissen um die tat ist gefährlich. hinterfrage, warum die bösen glücklich sind. // freeD 87: geh spargel stechen.// freeD 88: sammle unterschriften für ein menschenrecht auf zärtlichkeit. // freeD 89: wechsle mit rosinen in marienborn auf die überholspur "ost". // freeD 90: wandere in den spuren der schmuggler des freistaats flaschenhals zum prager balkon. // freeD 91: ruf aus "tear down this wall". // freeD 92: halte ungehaltene reden ungehaltener. // freeD 93: mach urlaub vom system mit dem vulkan-express am platz deiner sonne. // freeD 94: erfinde weiter zu den themen wasser, liebe und elektroauto. // freeD 95: höre nie auf, dich über freiheit wie ein kind zu freuen!



(Chor aus Hecken.Schnitt)
(nicht nur) zum Lutherjahr.

7
Aug
2017

Schule der 16

Schule der 16:

Klassenstärke: pro max. 16 Schüler / 1 Lehrer

Malteser Social Day: Schönere Schulen durch soziales Engagement der Investmentbanker

Fortbildung für Eltern/Erziehungsberechtigte

Deutsch-Kommunikationskurse (Kindergarten bis Abitur)

Täglich 16 Minuten Aggressionsabbau-Training: Musik / Rollenspiel / Qigong

Schulleitbildverpflichtung: Demokratie / Menschenrechte / Gleichberechtigung / Medientage

Ethik (Glücksforschung) für alle

Talentförderung /Astrophysik für Mädchen/ AbiBac / Hauswirtschaft für Jungen / Schulhausroman / Lachen befreit

Internationales Schulaustausch-Projekt / Internet- AG: „Welt der Zukunft“

1
Mai
2017

in short / in diesen zeiten sag nein (rose frei nach borchert)

in short / in diesen zeiten sag nein (rose frei nach borchert)

du. Polizei-Armee. wenn sie dir befehlen, gewaltsam gegen mündige und aufgeklärte vorzugehen, die friedlich ihr recht und glück erkennen: sag NEIN!

du. Regierung. wenn dir die wirtschaftslobby lukrative militärschläge oder klima-, flüchtlings-, feinstaub- und handelsabkommen gegen jede menschlichkeit und vernunft diktiert: sag NEIN!

du. Investmentbank. wenn sie dir befehlen, eine gute hure zu sein: sag NEIN!

du. Kultur. wenn neureiche die kreativität der avantgarde ausbremsen, weil ihnen einzig ihre bildungsarme trophäenjagd heilig ist: sag NEIN!

du. Sport. wenn diskriminierend und unsolidarisch für korrupte spiele gekämpft wird: sag NEIN!

du. GeschichtsWissenschaft. wenn fakten gezielt vernichtet werden: sag NEIN!

du. Weltbürgertum. wird die meinungs- und pressefreiheit beschnitten, dein leben wie kaltes glas durchleuchtet und deine privatsphäre grund- und würdelos als öffentlicher raum missbraucht: sag NEIN!

du. Agrar-Lobby. verteidige die natürliche vielfalt. wenn dir in der schlacht um das gentechnisch manipulierte saatgut die aggressive regulierung aufgetischt wird: sag NEIN!

du. Extrem. gewalt ist dein fahrschein zur hölle. wenn dich der zug erfasst: sag NEIN!

du. Bildung. wenn dich medizin, religion und industrie versklaven: sag NEIN!

du. Weltvision. wenn antidemokraten, die noch eine rechnung offen haben, als egomanische entscheidungsträger an machtpositionen, patente und pipelines gelangen: sag NEIN!

du. Erde. wenn daten über erderwärmung, elektrosmog und bienensterben manipuliert werden: sag NEIN!

du. Gewissen. wenn sie dich kaufen, um unschuldige zu belasten: sag NEIN!

du. Herz. übe dich in barmherzigkeit. die welt braucht deine LIEBE LOVE AMOR

24
Mrz
2017

feeling europe neo / new world order

Eros II

L`inconnu, c`est l`amour. Ce qui nous est devenu étranger, c`est
l`amour. C`est l`étranger en nous-mêmes.

Das Fremde ist die Liebe. Was uns fremd geworden ist, ist die Liebe.
Das ist das Fremde in uns.


FEELING EUROPE NEO / We Raise A New Flag / (Kurzform)

Ich glaube an Europa
Die mit der weiten Sicht
Die erneuerbaren Energien
Die Gemeinschaft der Kulturen

Inmitten von Antarktika, Amerika
Australien, Afrika und Asien
Steht Freiheit in Europa
Für Zusammenhalt

Ich glaube an die Idee
Von Menschlichkeit
Frieden mit Zukunftsinnovationen
Und das Überwinden der Schulden

Denn Europa
Deine edlen Werte
Bewahren die Kinder unserer Welt:
Dein und mein zukünftiges Gesicht
Richtung Glück

FEELING EUROPE NEO / We Raise A New Flag

01feelingeuropeneobymelsros


NEW WORLD ORDER ROULETTE


Wenn die Kirchen brennen
Für Cash `N Sex
Sind die Reichsten uneins
Über Klima und Pipelines
In der Filmbotschaft
Der Geheimwirtschaft
Köpfen Schwerter
Für getürkte Spiele
De-mo-kra-ti-en
Ohne moderne Werte
Morden fremde Söldner
Bis zum Entvölkern

Europa, steh auf!

Wenn deine Kinder brennen
Für False Flag `N Oil
Liegt die Freiheit in Ketten
Egal, durch welche Betten
Spielt China nett Russisches
Roulette im Schlussverkauf
Von Hollywood mit
Manipuliertem Patentschutt
Für Prunkpaläste
Der Diktatoren
Galane, die wie
Gladiatoren
In gestohlener Erde
Zum Hohn der Hungergebärde
Mit Bankendienern
Freundschaft verminen

Europa, steh auf!

In der neuen Ordnung
Stehen dir dann allein
Kalte Küchen offen
Wo vereinzelt noch
Fern von Goldpeitschen
Und Blutgeld
Nicht erst seit Waterloo
Unbeobachtet
Liebende hoffen

Europa, steh auf!

Wenn enttarnte Tycoone
Bei einem warmen Essen
Für die humane Lesson
In Share `N Compassion
Brennen, werden Kulturen
Von Erpressbaren
Zu Mangelwaren

Steht Europa auf


***


Ich glaube an Europa
Die Frau mit der weiten Sicht
An Eurasien, den Kontinent
Die erneuerbaren Energien
Die Gemeinschaft der Kulturen

Und an meine europäischen
WeltKulturOrte
Wien, Calais, Rom, Berlin, Amsterdam
Riga, Barcelona, Basel, Maidan, Paris
Riace, London, Noma, St. Petersburg
Sarajevo, Sopron, Stradun, Avalon
Lissabon, Oslo, Ljubljana, Grimsey
Prag, Krakau, Nida, Temeswar, Gent
Andorra, Istanbul, Sagres, Mons, Elbrus
Lampedusa, Rouffignac, Durmitor, Näs
Rhein, Donau, Olymp, Mt. Blanc, Melilla ...

Ich fordere und fördere
Meine kreativen Vertreter
Gewählt mit europäischem Esprit
Gewachsen durch
Unerschütterliche Vielfalt
Kultiviert, entdeckt und umsorgt
Abgesunken in das weltweite
Reich von Banken
Täglich auferstanden
Aus den Krisen
Fest verankert
In der Welt

Ich baue auf
Unsere Wirtschaftsweisen
Inmitten von Antarktika, Amerika
Australien, Afrika und Asien
Steht Freiheit in Europa
Für Zusammenhalt


Ich glaube an die Idee
Von Menschlichkeit
Shakespeare, Bach, da Vinci, Scholl
Linster, Ibsen, Heine, du Châtelet
Kandinsky, Stojka, Voltaire, Canetti
van Gogh, Le Clésio, Ligeti, Leibniz
Picasso, Bergman, Reed, Aristoteles
Kafka, Curie, Marías, Cioran, Dante
Wajda, Händel, Kant, Goethe, Nurejew
Tabori, Mozart, Wenders, Bruckner
Hildegard, Sväng, Nightingale, Humboldt ...
Respektvolle Bildung für alle
Soziale Gerechtigkeit
Frieden mit Zukunftsinnovation
Und das Überwinden der Schulden

Denn Europa
Deine edlen Werte
Wahren die Kinder unserer Welt:
Dein und mein zukünftiges Gesicht
Richtung Glück

unitybymelsroseP8011212


NEW FLAG /
pic: Wanderer im Meer II & III. (Olympus); Frankfurt "Holy" (Sony)

sometimes you just add one name, one place ... in order to feel home.




DSC07305frankfurt2neobymels

2
Mrz
2017

Canadian Cuts: Halifax* / Ice Cider

SWISS CUTS / Canadian Cuts: Halifax* / Ice Cider ( Der Tod des Botschafters)

Wenn Menschen sterben, fragst du nicht ... wo die Diamanten geblieben sind.


bymelsrose



Es ging ja alles durch die Presse.
Der Leuchtturm in Schweizer Farben bei den malerischen Hummerkörben wurde wie ein Wahrzeichen tausendfach fotografiert. Genau da lagen die Toten der Titanic und Mutter lebte seither nie mehr allein.
Wer kannte nicht den Friedhof von Peggy`s Cove? Wie oft träumte ich von diesen Wasserleichen: 1912 versunken am Eisberg, so hatte sich JP Morgan das Ende einer Jungfernfahrt bestimmt nicht vorgestellt ... und ausgerechnet dort ging deine Maschine runter, am friedlichsten Ort der Welt.
Marie hatte ihre alten europäischen Zelte am Genfersee fast komplett abgebrochen, das Haus sollte sowieso abgerissen werden. Ironie des Schicksals, irgendwie war sie sowieso am Packen. Das alte Bauernhaus mit dunkler Holzstube und jahrhundertealten Planken hatte sie schnell und reibungslos weiterverkaufen können, ohne dich machte der Umzug in das große Ding im Jura sowieso keinen Sinn mehr. Jetzt saß sie stattdessen in einem kleinen, alten Hafenhaus und stieß jeden Abend mit Ice Cider auf ihr neues Leben an. 19 Jahre sind eine Geschichte, die man nicht so einfach ablegen kann, egal, woran sie kaputt ging. Und heute weiß ich nicht mehr, was wir überhaupt noch wissen können.
Marie wurde jedenfalls erst hier im kanadischen Hafen zur fürsorglichen Vermieterin. Die ersten Tage stellte sie jedem neuen Gast Glühwein in einer Thermoskanne vor die Tür, damit man etwas hätte, wenn man vom Meerschauen zurückkam. Aber Nils trank nie. Er hatte ungefähr mein Alter, zumindest wirkte er so. Nils schrieb mir, er hätte sich Urlaub genommen und in diesem besonderen Fall machte niemand Probleme. Er stand täglich auf den Klippen und schaute hinaus aufs Meer. Selbst wenn er einen Elch sah, schien ihn die Beschaulichkeit nicht zu bekümmern, aber Marie wollte anfangs noch nicht mit ihm reden. Sie konnte nicht so schnell von fremd auf frei umschalten, warum sollte sie das auch. Sie kümmerte sich um internationale Gäste, nicht nur im Indian Summer, der seit ewigen Zeiten unsere Seelen fing.
Mutter spürte wohl schon länger keine Tränen mehr und Nils wusste auch, dass er dich dort an der rauen Küste nicht finden würde. Dennoch zog es ihn unentwegt zu den Wellen in der Nacht. Immer zur gleichen Zeit. Meist ging er leicht gebückt, immer mit verknotetem dicken Schal. Die kleine Wohnung reichte ihm, die Touristen waren meist aus dem kleinen Fischerhafen abgezogen ... und er versuchte zu landen, wenngleich er noch nicht zu wissen schien, wo das sein könnte, sein neues Land ... Manchmal, wenn es nicht zu stürmisch wurde, setzte er sich auf die breiten flachen Steine. Eine Wolldecke hatte er immer im Rucksack dabei. Manchmal hängte er sie einfach um die Schultern ... oder gleich über den ganzen Kopf. Überhaupt fiel es ihm sichtbar schwer sich aufzuwärmen. Die innerliche Kälte folgte ihm wie ein treuer Schatten.
Woher kanntet ihr euch? Nils hatte mir Briefe geschickt, aber wer konnte sagen, ob es wirklich deine waren? Ich hatte Marie gesagt, mach dir keine Gedanken, Ma, das will der nur, euch auseinanderbringen, das ist die Masche, glaub ja nicht, was du liest, das passt alles nicht zu dir, so warst du nie, Menschen sind zu allem fähig. Da du Marie immer gesagt hat, ich will nur, dass du glücklich bist, glaube ich längst nicht mehr allen, die sagen, sie hätten uns in ihr Herz geschlossen.
Die gute alte Tilla war so ein letztes Überbleibsel an vertrauenswertem Urgestein von Nova Scotia. Mit weit über 90 wurde sie dann doch zu schwach für B&B, so hatte sie schließlich Marie ihr buntes Haus in der Bucht vererbt, wie ein Geschenk für einen jahrelangen Gast ... oder eine neue Aufgabe gegen die treue Trauer.
Durch meinen Kopf geistern immer noch Zahlen: 1998 auf der Expo waren Ozeane wieder Hauptthema, Frankreich wurde zum ersten Mal Fußballweltmeister, die Potenzpille veränderte das Standvermögen, die EZB wurde gegründet ... und ein Pilot wollte im steilen Sinkflug Leben retten; ich wollte damals gerade in Paris mit meinem Studium beginnen und wünschte mir vor 19 Jahren wirklich, dass du einmal stolz auf mich wärest.
Nachts um halb vier beginnen manchmal meine Beine zu zittern. “Pan, Pan, Pan“. Was kann ich dafür, dass ich damals auf die Idee kam, den Fernseher anzustellen, was ich sonst nie mache.
Wieso fand ich CNN? Wieso musste ich das sehen?
Ich bin einfach aufgewacht. Ich war hellwach und wusste nichts besseres, als den Fernseher anzustellen und habe das Wasser gesehen ... und war so weit weg. Ihr seid einfach weg. Über 200 Menschen. Ich bin aufgewacht, als ihr gegangen seid. Der Spruch, da hast du wieder was an Land gezogen, schien mir, seit du weg bist, nie mehr ein Gewinn zu sein ... und Mutter hatte das Unterrichten aufgegeben. Geschichte und Politik blieben fortan ihre Privatsache.
Wir wussten wie immer nur, dass du wieder mal mitten in einer Recherchetour stecktest, aber wir hatten keine Ahnung, worüber deine Textarbeit diesmal ging. Du hattest aus deiner Arbeit und deinen Reisen nie viel Wind gemacht. Verschollenes konntest du gut ans Licht bringen. Nils blickte zu dir aufs Wasser wie getunnelt ... und ich beobachtete die gierig kreischenden Vögel. Die Teile schwammen an der Oberfläche, sie wurden abgefischt, kleine Stofftiere, Computertaschen, Kleider, und Nils sah überall dazwischen Erinnerungen an dich treiben. In manchen Zeitungen las man von abgetrennten Armen, Beinen, Köpfen, alles, nichts, was es nicht gab, verschluckt vom Meeresboden. Sie schickten einen mächtigen Meeressauger, ein niederländisches Containerschiff mit einer großen Saugmaschine, die den Meeresgrund durchwühlte, um nichts unversucht zu lassen, wenn es um Ursachenforschung ging. Die Ursachen müssten endgültig geklärt werden, damit so etwas nie wieder passieren könne.
Sie sprechen immer noch von einem endgültigen Beweis. Ich habe es bis heute nicht geschafft, für ein Jus-Studium den Kopf komplett frei zu kriegen. Seit es dich nicht mehr gibt, sichern mir stattdessen Online-Beschwerde-Briefe ein sicheres Einkommen. Sehr geehrte Geschäftsführung! Handeln Sie! Zeigen Sie mir, dass Sie Kundenanliegen mit einem "Wow-Effekt" zu einem zeitnahen, konstruktiven, kulanten und zukunftsorientierten Abschluss bringen können! Freundliche Grüße.
Marie sah ich immer im Dezember, sonst hätte sie mich wahrscheinlich enterbt. Nach Europa kam sie nicht mehr, als ob sie die weite Reise innerlich zu sehr erschüttern könnte. Sie blieb lieber, wo sie jetzt war. Was nicht hieß, dass sie überhaupt nicht reiste, aber sie vermied es, Meere zu überqueren ... und selbst die Schweiz war ihr zu unsicher. Kein Mensch konnte sich bisher ernsthaft vorstellen, dass im CERN etwas unkontrollierbar würde. Kleine regionale Betroffenheit, kleines technisches Intermezzo, wer glaubt schon Nostradamus, Genf geht nicht unter. In der Schweiz geht so was nicht. Im CERN wurde 1993 das Internet** offiziell freigeschaltet. Die Schweiz kennt sich aus mit Kontrolle. Ein Schweizer Botschafter stolpert nicht so einfach vor einen Zug ... beim Heimaturlaub... Die Zeitungsnotiz über den angeblichen Unfall in Sion, kurz nach deinem Absturz, hatte ich aufgehoben.
Nils wirkte durch meine Brillenträgerokulare betörend bescheiden ... und ich hielt eher ihn als dich für die Ursache meiner Zweifel. Auf den Klippen schien ihm weniger kalt zu sein, ich konnte ihn vom Fenster aus beobachten.
Marie war froh, dass es in der Bucht geschah und nicht auf dem offenen Meer. Sie hatte das Gefühl, das Wasser wiederzuerkennen am nächsten Tag, und am übernächsten, und so ewig weiter. Sie wünschte sich, den Wellen Namen zu geben, Farben zu geben, um sie von den fremden neuen, die dich noch nicht kannten, unterscheiden zu können, als ob sie Angst hätte, dass jede neue Welle unsere Erinnerung wegspült, bevor wir dafür bereit sind. Jeder hier in der Bucht hörte unweigerlich von dem Angebot, mit einem Boot hinauszufahren, so in etwa an die Stelle, wo es passierte. Die Versicherungen wollten das nicht übernehmen ... und es drohte schon zu platzen. Mitarbeiter vom Care Team machten es trotzdem möglich. Einige hatten Blumen ins Meer geworfen, es gab ein kurzes Gebet und eine Musikerin schlug eine Trommel, dann war alles wieder still. Juden, Christen, Muslime, Frauen, Männer, Kinder, Nils und Marie, sie saßen alle in einem kleinen Boot und hingen mit ihren Gefühlen irgendwo in der Mitte zwischen Himmel und Wellen fest, gedanklich verklebt zwischen intelligent vermeidbarer Katastrophe und unausweichlich gnadenloser Bestimmung. Das war das letzte Mal, dass Marie mit einem Schiff hinausfuhr.
Wieso sind sie nicht sofort runter, als etwas an Bord nicht mehr normal funktionierte? Wer brachte fremdes Material an Bord, das dort flugzeugtechnisch nicht hingehörte? Wie kam geschmolzenes Aluminium auf den Pilotensitz? Und Unmengen Magnesium, das allgemein bekannt und so genial für einen Brandsatz taugte? Oder was hat euch beschossen? Warum konnten Kabel im Unterhaltungssystem so einfach brennen und Isolationssysteme killen? Welche Energie vom Boden hat bei euch oben die Bordelektronik zerstört? Warum quälten mich manche Fragen mehr als andere? Warum gibt es kein Gesetz, dass Flugzeuge sofort landen können, wenn es etwas gibt, das nicht normal ist? Wieso schwimmen Flugzeuge nicht auf dem Wasser, fragte ein kleiner Junge, dessen Vater mit dir im selben Flugzeug saß, als wir im Hangar die Wrackteile besichtigen konnten. Ist das das Flugzeug meines Vaters, fragte er die Ingenieure. Warum sind das so viele winzige Teile, wollte er wissen. Um das herauszufinden, dafür sind wir hier, antwortete ihm ein Sachverständiger mit traurigen Augen. Ich konnte mich nur an traurige Augen erinnern. Ich konnte Nils nicht in die Augen sehen. Ferngläser sind eine prächtige Erfindung.
Wo liegt der Sinn, die Frage kam zu mir und ging nur schleppend. Als ob eine ganze Schar von euch zusammen abgezogen wurde, weil ihr wichtigere Aufgaben zugeteilt bekommen solltet. Auf Erden in Ehren ausgedient und nun weiter in höheren Sphären verpflichtet. Wie jeden Abend, wenn Marie am Meer stand, überfiel sie plötzlich Dankbarkeit, dass es dich in unserem Leben überhaupt gab.
Wäre ich reich, ich würde diese James-Bond-Amphibienflieger bauen lassen und zum Standard machen für interkontinentale Flüge.
Nils wird vielleicht irgendwann die Küste hier verlassen und genauso abtauchen, wie er mit dem Absturz in unser Leben prallte, unvermutet und ziemlich ruckartig. Vielleicht war er der Bombenbastler und kannte deinen Namen nur aus der Presse und bestaunte hier unerkannt sein Werk ... Ich versuchte mir mit unleserlichen Kritzeleien den Anteil Mut an seiner Reue auszurechnen. Jeder krallt sich daran, was ihm gut tut.
Irgendwann werde ich bereit sein, Nils Briefe, seine Mails samt Laptop, einfach ins Meer zu werfen. Ich will, dass die Briefe bei dir sind ... und dass sie für immer vergehen ... und nur ihr beide kennt den Grund. Danach werde ich mich besser fühlen. Die Liebe ist kein Pullover, den man sich einfach überziehen kann ... und dann passt das schon. Liebe muss von innen nach außen wachsen ... und das braucht Zeit.


Über die letzten sechs Minuten gab es keine Aufzeichnungen, sagten die Ermittler. Die Black Box hatten sie nach Monaten gefunden, aber die letzten sechs Minuten fehlten. Du hattest die Schwimmweste unter deinem Sitz hervorgezogen, wie du es tausendmal im Demovideo gesehen hattest, du hattest schon gar nicht mehr hingeguckt und nie gedacht, dass es irgendwann mal ernsthaft dazu kommen würde. Du hattest die Schwimmweste angezogen und dann gingen wohl schon die Lichter aus. Ich wollte es mir leicht machen. Es war alles schwarz, oder vielleicht hattest du ein bisschen Licht an der Küste gesehen? Vielleicht hattest du im Flugzeug gerade einen Abschiedsbrief geschrieben? Vielleicht lag auch dieser Brief in deinem Computer ... unveröffentlicht ... im Meer ... und verflüchtigte sich, weil seine Worte zu schwer waren, nur langsam. Vielleicht hatte es euch nie gegeben? Vielleicht wollte sich hier nur ein Nobody wichtigtun, weil es eine gute Möglichkeit war, einmal Im Leben in die Schlagzeilen zu kommen, so geschmacklos das klang, jetzt, wo du für immer weg warst? Dein letztes Buch über das Spiel mit der Angst im Kalten Krieg wurde ein Bestseller. Jetzt wussten alle, dass die Russen damals nie hätten angreifen können, der Eiserne Vorhang war eine geniale Rechtfertigungs-Inszenierung. Fast wie im Irakkrieg. Alles fast wie immer. Beginnen wir den Krieg mit einer Lüge.
Deine vorletzten Recherchen drehten sich um Monsterbanker, mehr weiß ich bis heute nicht. Ich wusste auch nicht, ob Nils wichtig war. Ob Sohn oder Lover, was spielte das jetzt überhaupt noch für eine Rolle. Was Marie wirklich über euch wusste. Wer hier was seit wann von wem wusste. Wer sich für die Fracht interessierte. Sie hatten uns um Blut- und Haarproben gebeten. Sie hatten ein Computerprogramm entwickelt, weil noch nie so viele DNS-Proben auf einmal verglichen wurden. Sie nannten das eine traurige Aufgabe. Gentechniker stellten DNS-Übereinstimmungen fest. Die sterblichen Überreste, Leichenbestandteile, Teile, sie wurden gewaschen. Vom Meer gewaschen. Erst wurden sie gewaschen, dann gekühlt. Und tiefgefroren. Bevor sie ins Institut überführt wurden, sortierte man sie der Größe nach. Sie wollten doch so schnell wie möglich einen Totenschein. Und ohne eine sicher identifizierte Leiche kann kein Totenschein ausgestellt werden, in der Regel. Wir haben alles getan, damit Sie nicht ohne dieses Papier nach Hause gehen, sagten sie uns immer wieder, aber ich hörte sie kaum. Sie hatten in nur drei Tagen Proben von 170 Familien gesammelt, weil sie wussten, wir würden alles für unsere Liebsten tun. Sie hatten nur ihren Job gemacht ... wie jeder Arzt und Genetiker weltweit. Wer interessierte sich schon für die Fracht an Bord. Wenn Menschen sterben, fragst du nicht, wo die Diamanten geblieben sind. Was hätte ich denn getan? Aluminiumfolien und Magnesiumtabletten kamen mir nicht mehr ins Haus. Ich will immer noch irgendwann mein Studium beginnen und Unsinniges vergessen. Marie hatte alles, was familiär und mit deinen Buchrechten zu regeln war, geregelt. Geld war nie mehr ein Problem. Vielleicht wollte sich Nils von diesem Kuchen ein Stück abschneiden. Ich ertrug sein Auftauchen im Hafen mit gleichgültigem Widerwillen, mein Denken wurde zum wiederholten Widerspruch. Ich wollte mich nicht an einen fremden Mann binden, der mir einreden wollte, dass er ein Teil meines Lebens war, er war es nicht. Und doch wusste ich, dass es stimmen könnte. Braucht er mich jetzt, gib mir ein Zeichen, braucht Nils uns? Braucht er deine Forschungsergebnisse? Ich konnte noch nicht an dich denken, ohne bedrängt zu werden. Woran hattest du zuletzt gearbeitet, Aids, Klima, China und wer wusste davon? Wo und durch wen leben deine Erkenntnisse weiter? Jedes Mal, wenn ich hinter mich blickte und den Umriss eines Menschen erkannte, flüchtete ich anfangs davon. Wenn es ein Fremder war, der mich ansprach, redete ich nicht, blickte nicht auf, ich fing an zu laufen, wie ein kleines Kind, das zurück in die Arme des Vaters lief, weil es sich trösten lassen wollte, aber den Vater nicht mehr fand. Ich wollte nur meine Ruhe haben. Unsere Ruhe zuerst, und dann irgendwann wieder meine Ruhe für mich. Das wird Nils verstehen, wenn er dich wirklich liebte, wird er uns respektieren. Darauf vertraue ich. Und wenn er dich liebte, dann ist er ein Teil meines Lebens, und ich werde ihm, Achtung, große Worte, irgendwann verzeihen.
Marie hatte mir gesagt, sie würde Nils treffen, wenn ich einverstanden wäre. Was sollte ich ihr antworten? Ich weiß immer noch nicht, was Marie wirklich weiß oder wissen will. War Nils deshalb so aufgewühlt, weil er dir noch etwas sagen wollte, und jetzt hat er nur mich? Nur uns? Hat er das? Weiß ich noch, wer du wirklich bist? Ich fliege nur noch, wenn es absolut unvermeidbar ist. Ich habe mich an die Schiffspassagen gewöhnt. Selbst meine Abneigung gegen Diamanten wurde mit der Zeit erträglicher. Es wurde mir egal, ob Nils leidet, weil es dich nicht mehr gab. Es ging mich nichts an. Es war nicht mehr unsere Geschichte. Welche Farbe hat der Tod? Blau wie das Meer. Welche Farbe hat die Liebe? Die Sehnsucht. Türkis. Der Tod ist Türkis wie die Liebe. Manchmal verschwamm mir alles.
Es gab Tage und Marie aß nicht. Sie kriegte keinen Bissen hinunter. Es drückte ihr im Hals wie ein Kloß, den man ihr zwischen die Brust geschnallt hatte, und sie atmete immer weniger. Ich zwang mich, richtig zu atmen. Tief und bewusst. Es war eine Last, zu lernen, nie zu wissen. Ich wurde fett vom Sitzen, als ob das alles nicht schon genug wäre.
Ein mächtiger Gedenkstein wurde aufgestellt. Es gab mit den Jahren immer mehr Tage, an denen Nils die Welt außerhalb der Bucht wieder zu erkennen schien. Es gab Abende, und er ging, ohne mit dir geredet zu haben, fast erleichtert wippend wieder von den Klippen nach Haus. Nach Hause hieß, zurück in die kleine Ferienwohnung, die ihn seit Jahren beherbergte. Er arbeitete nicht mehr. Ob er Versicherungen verkaufte oder nicht, was soll`s? Er war älter geworden, was nicht allein daran liegen konnte, dass das Wetter hier wilder war, oder er noch nie in seinem Leben so viel an der Luft war ... oder noch nie so viel geraucht hatte. Auch Maries Haare verloren ihre natürliche Farbe. Sie zog sich immer noch einzelne graue Strähnen aus, färben kam nicht in Frage. Nicht jetzt. Marie ertrug keine Kosmetik. Manche Frauen schnitten sich als Zeichen der Trauer ihr Haar ab. Das hatte sie nicht getan. Es sind deine Haare, weil deine Hände darin lagen und sie streichelten. Es sind deine Haare, weil sie an deinem Schweiß klebten. Marie war müde. Sie war noch nie in ihrem Leben so müde. Ihr Herz ist sogar mir zu schwer geworden. Ich müsste mir eine Gefühlsdiät verordnen, es wiederholt sich ja doch alles. So ein Regler, der nur neue Gefühle hineinlässt, aber keine Litaneien akzeptiert. Das sollte ich noch erfinden. Zu Weihnachten bekam Marie von mir eine Statue von Bruno Catalano. Die Reisenden mit den magischen Lücken. Auch eine Form von vollendetem Ausdruck ...
Dein altes Fernglas hatte ich zu dir ins Meer geworfen, als Nils Marie zum ersten gemeinsamen Ice Cider einlud ... und Mutter glatt zusagte. Sie hatte dein Hemd angezogen, Max. Sie liebt diese Farbe. Sie hatte es nie gewaschen. Du hattest es ihr gelassen, wie immer, wenn du auf Reisen gingst. Du hattest Marie immer ein getragenes T-Shirt oder Hemd ins Bett gelegt. Das türkisfarbene Hemd hatte sie dir für die Reise geschenkt. Es gibt eine Mutter, die hat ihren einzigen Sohn verloren. Sie kommt nicht. Er ist auch nicht hier. Jeder geht seinen Weg. Was sind schon 19 Jahre, seit es dich nicht mehr gibt? Mein Brief-Beschwerdebüro floriert. Nils wahre Vergangenheit steht in den Sternen wie der nächste Brandsatz. Dinge ändern sich schnell. Nils konnte wohl nicht anders, als hier zu sein, aber wie geht Verzeihen? Vielleicht ist das das Letzte, was du uns wünschst? Vielleicht ist auch das deine größte Angst geblieben, dass du nicht mehr sagen konntest, wie es wirklich war? Wer wir wirklich sind? Manchmal wollte ich sagen können, ich höre dich, ich weiß, ich weiß alles, was du mir noch hättest sagen wollen, es ist gesagt, es ist alles da und gut, sei beruhigt, du kannst ruhig gehen, geh in Frieden, mach´s gut, und ich wünschte mir nur eins, du mögest meine Gedanken spüren, wie sie zu dir wandern. Es ist gut, schreit mein Herz nicht mehr, es flüstert auch nicht, es ist gut … ungesagt.






** WWW für öffentliche Nutzung freigeschaltet. /

* Im September 1998 endete der Swissair-Flug 111 von New York nach Genf vor Halifax/Nova Scotia im Atlantik. Die Figuren des vorliegenden Textes „Halifax“ sind frei erfunden.

Im Gedenken.


Zwischen die Gedanken über den Verlust streut M. S. Rose Fakten und schafft somit Distanz zum emotionalen Geschehen. Dennoch sind Trauer und Verlust immer spürbar. (Berner Zeitung)

3
Dez
2016

DER PREIS DER PIPELINE

approachbymelsr

Der Preis der Pipeline

In behausten Ruinen
Wütet kein Staunen mehr

Kinder wuchten Kilometer
Für ein neues Lachen
Ohne Halt

Pläne jagen Geblendete
Für ein neues Konto
Mit Gewalt

In verratenen Armen
Tobt kein Reich mehr

Nahtlos reiht sich
Hunger an Geschütz

Wo Zukunft in Fetzen
Durch Trümmer zittert
Strömen Öl und Gas
Milliardenschwer
Unter dürrem Land

Nur der Sand treibt
Würdevoll zum Licht



________________
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M. S. Rose

Willkommen! Welcome & Bienvenue!

Willkommen im Bloggarten der Autorin M.S. Rose / Pics (Olympus/Sony) © Texte/Fotos: M.S.Rose. / Kontakt: blues68(at)hotmail.de // ... Wenn enttarnte Tycoone bei einem warmen Essen für die humane Lesson in Share `N Compassion brennen, werden Kulturen von Erpressbaren zu Mangelwaren.

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msrose - 26. Nov, 15:41
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msrose - 14. Nov, 10:29

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